TUI fly Kolumne: Recurrent – was? Training für den Ernstfall

Seit nun schon 3 Jahren arbeitet Marlene als Flugbegleiterin bei der TUI fly – ein Job, den sie mit jeder Faser ihres Körpers liebt. In unserer Kolumne nimmt sie euch mit hinter die Kulissen ihres Berufalltags und lässt euch an den schönsten, lustigsten und emotionalsten Momenten ihres Jobs teilhaben. Heute gibt euch Marlene Einblicke in das dreitägige Recurrent Training.

Sicherheit geht vor. Immer. Einmal im Jahr heißt es für uns TUI fly-Mitarbeiter in der Kabine und im Cockpit daher „Recurrent“ und wir verbringen drei Tage damit, in einem Trainingscenter unsere Fluglizenz zu erneuern. Ohne Lizenz gibt es keine Erlaubnis, in einem Flugzeug zu arbeiten. Dementsprechend aufgeregt sind wir alle vor dem Training. Und dies wird auch mit den Jahren nicht weniger, sondern vom Gefühl her von Jahr zu Jahr größer.

Wie sieht so ein Recurrent Training aus?

In einem schriftlichen Test wird unser Wissen über Flugsicherheit überprüft. Fragen wie: „Wann muss evakuiert werden?“ oder „Wie viele Flugbegleiter sind auf einem Flugzeug nötig?“ gehören zum Inhalt dieses Tests. Auch Erste Hilfe und Arbeitssicherheit stehen auf dem Stundenplan. Der Umgang mit Kollegen, das Lösen von Konflikten, das respektvolle Miteinander und unser Verhalten in Krisensituationen werden ebenfalls geschult.

Beim Recurrent Training geht es u.a. um Arbeitssicherheit, Verhalten in Krisensituationen und Erste Hilfe
Beim Recurrent Training geht es u.a. um Arbeitssicherheit, Verhalten in Krisensituationen und Erste Hilfe

Doch es wird auch praktisch, z. B. beim „Tür-Kommando-Training“ oder, wie wir es liebevoll nennen, „Rutschen, Retten, Bergen“. In kleinen Gruppen aufgeteilt, befinden wir uns dabei in einem Flugzeugnachbau, im Fachjargon Mock-up genannt, und müssen zeigen, dass wir das Evakuieren im Schlaf beherrschen. Einzeln sitzen wir auf einem Flugbegleitersitz und erhalten vom Trainer ein Kommando, woraufhin wir die Türen öffnen, die eingebauten Notrutschen abschießen und dann die erlernten Kommandos rausschreien.

Im Ernstfall müssen innerhalb von 90 Sekunden alle Passagiere evakuiert werden.

Unsere Trainer achten auf die genaue Reihenfolge, das korrekte Öffnen der Türen und die richtigen Kommandos. Geht etwas schief, hat man die Ehre, diese Übung noch einmal zu machen.

Befinden wir uns schon im Mock-up, wird dort auch gleich noch eine Übung zum Thema „Vorbereitete Notlandung“ durchgeführt. Drei Kollegen übernehmen die Rolle der Flugbegleiter, die restlichen Kollegen schlüpfen in die Rolle der Passagiere. Geübt wird, wie wir die Kabine vorbereiten, wenn wir noch eine bestimmte Zeit haben bis zur Notlandung.

Auch die Kollegen aus dem Cockpit dürfen alle drei Jahre das „Tür-Kommando-Training“ mitmachen. Es ist zwar nicht vorgesehen, dass sie evakuieren, aber sollte der Fall eintreten, dass einer von uns aus der Kabine aus welchem Grund auch immer ausfällt, so könnte das Cockpit uns bei der Evakuierung unterstützen.

Einmal Feuer löschen, bitte!

Oft werde ich gefragt, wer denn diese Themen vorgibt. Dies macht das Luftfahrt-Bundesamt, abgekürzt LBA. Es schreibt die Zyklen verschiedener Übungen vor. In einem Zyklus von drei Jahren müssen wir zum Beispiel reales Feuer mit einem Feuerlöscher löschen. Jeder Handgriff muss sitzen, und wir können uns noch mal mit der Handhabung der bei uns an Bord befindlichen Feuerlöscher auseinandersetzen.

Feuer löschen - Im Notfall muss jeder Handgriff sitzen
Feuer löschen – Im Notfall muss jeder Handgriff sitzen

Dieses Training abseits vom Alltag ist für uns Flieger natürlich total ungewohnt. Drei Tage lang sitzen wir meist von morgens bis abends, treffen viele Kollegen aus anderen Stationen, haben geregelte Mittagspausen und machen pünktlich Feierabend. Das ist zum einen ganz schön, zum anderen kann gerade das lange Sitzen einen anfangs leicht überfordern.

Plötzlich sind die drei Tage schneller um, als man schauen kann, und man hört sich sagen: „Na, so schlimm war das Tür-Kommando-Training jetzt auch wieder nicht.“ Dies hält so lange an, bis man in seinem Dienstplan die Vormerkung für das nächste Recurrent findet. Denn dann geht die Aufregung wieder von Neuem los!

 

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